Hammerschmiede

Die Voglersche Hammerschmiede:

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Geschichte:

Von den ehemals zwei Hammerschmieden in Amtzell hat sich eine bis auf den heutigen Tag Hammerschmiede Ansichterhalten. Sie liegt an der Straße nach Waldburg hinter dem Gasthaus „Gerbe". Besitzer ist Alfons Vogler, der trotz seines Alters gelegentlich noch in der Schmiede arbeitet und Besuchern sein Handwerk vorführt. Die Hammerschmiede dürfte aus dem 17. oder 18. Jahrhundert stammen; einer der beiden Hämmer trägt eine etwas unleserliche Jahreszahl, die vermutlich 1818 bedeuten soll. Sein heutiges Aussehen hat das Gebäude erst seit dem Jahre 1923. Damals wurden der Schmiederaum erweitert und der Beschlagraum mit den auffallend großen Fenstern neu geschaffen. Die Außenwände sind aus Bruchsteinen und Ziegelsteinen aufgemauert; die Giebel sind verbrettert. Unmittelbar hinter dem Haus liegt ein Stauweiher, von dem ein Gerinne abzweigt, das Wasser für das mittelschlächtige Wasserrad an der Ostseite der Schmiede herbeiführt. Früher standen auch die Wiesen oberhalb des Weihers unter Wasser und bildeten ein wesentlich größeres Staubecken; sie wurden jedoch um 1950 trockengelegt. Bis in die 1950er Jahre hinein gab es direkt am Weiher ein Häusle, in dem ein Schleifstein von einem eigenen Wasserrad angetrieben wurde.
Die Einrichtung der Werkstatt ist noch vollständig vorhanden. Im ältesten Teil des Schmiederaums befinden sich die aufgemauerte Esse, der Wellbaum, das Hammergestell mit den beiden Schwanzhämmern, die Werkbänke und das Schreibpult. Hinzu kommen zahlreiche Werkzeuge und Geräte: ganze Reihen von verschiedenartigen Zangen, Schmiedehämmern und
Gesenken, Amboß und Beschlagbock, Ringhorn, Stauchmaschine und Eisenschere. Der mächtige Weltbaum mit Zapfenkranz ist genauso wie das Wasserrad im Jahre 1982 erneuert worden. Die Schwanzhämmer haben einen auswechselbaren Eisenkopf(„Bär"), der auf eine stählerne Unterlage schlägt. Mit dem „Bär" erhalten die Werkstücke, nachdem sie auf der Esse glühend gemacht worden sind, ihre Grobformung. Die Auf- und Abbewegung des Schwanzhammers erfolgt dadurch, daß die Zapfen des Wellbaums in das Schwanzende greifen und es wieder loslassen.
Hammerschmiede SchmiederaumDer 1923 entstandene Vorraum - bis dahin war lediglich eine Überdachung vorhanden - diente vor allem zum Beschlagen von Pferden. Die Ketten, mit denen die Pferde an der Wand festgebunden wurden, sind noch zu sehen. Nach dem 2. Weltkrieg, als der Pferdebestand stark zurückging, führte man in diesem Raum vor allem Schlosserarbeiten aus. Neben einer langen, schmalen Werkbank mit Schraubstöcken findet man hier größere und kleinere Maschinen: eine Lochstanze, eine Blechschere, eine Reifenbiegmaschine, eine Abkantmaschine zum Herstellen von Rohren, einen Schleifbock, eine Kaltsäge, eine Bohrmaschine, einen Schweißapparat und einen Schweißtisch. Vom Vorraum führt eine Treppe hinauf zum Dachboden, der als Lager- und Abstellraum dient.
Die Hammerschmiede ist seit drei Generationen im Besitz der Familie Vogler. In den 1870er Jahren erwarb Fidel Vogler das mit einer Landwirtschaft verbundene Anwesen. Sein Sohn Markus (geb. 1877) und später sein Enkel Alfons (geb. 1905) übernahmen die Werkstatt. Geschmiedet wurden hauptsächlich landwirtschaftliche Geräte; Hammerschmiede Grabkreuzeine Spezialität waren Äxte. Im Schmiederaum liegen noch heute viele halbfertige Spreitel- und Schrotäxte. Als weitere Arbeitsbereiche sind zu nennen das Aufziehen von Reifen, der Hufbeschlag und die Reparatur von Geräten. Schlosserarbeiten gewannen nur kurzzeitig, als auch der Bruder von Alfons Vogler in der Werkstatt tätig war, eine vorrangige Bedeutung. Bis zum Beginn des 2. Weltkriegs war die Schmiede für das Beschlagen von rund 140 Pferden zuständig. Zu dieser Zeit wurden ständig. 4-5 Gesellen und Lehrlinge beschäftigt, die mit im Hause des Schmiedemeisters wohnten. Die tägliche Arbeitszeit dauerte von 7 - 19 Uhr mit jeweils nur kurzer Vesper- und Mittagspause. Alfons Vogler selbst ist bei seinem Vater in die Lehre gegangen, hat 1930 einen Hufbeschlagkurs in Heilbronn besucht und 1934 die Meisterprüfung in Ulm gemacht. Bis vor wenigen Jahren übte er sein Handwerk voll aus.
Es ist eindrucksvoll, wenn das weißglühende Werkstück unter dem wuchtig niedersausenden Schwanzhammer und auf dem Amboß die Gestalt einer Axt, eines Schaufelblatts, einer Pflugschar oder eines Kettenhakens gewinnt. Eine besonders schöne Arbeit aus der Voglerschen Werkstatt findet sich auf dem Friedhof von Amtzell. Es handelt sich um das mit Rosen verzierte schmiedeeiserne Grabkreuz für Markus Vogler. Ein Geselle hat es seinerzeit angefertigt.

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Handskizze:

Die Handskizze zeigt die Voglersche Hammerschmiede mit ihrer Umgebung und der Wasserversorgung und den für den Betrieb notwendigen technischen Einrichtungen.

Hammerschmiede Skizze

 

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Lageplan:

Hammerschmiede Lageplan

 

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Besichtigung:

Die Besichtigung der Sägemühle ist nach Voranmeldung im Rathaus Amtzell (Tel. 07520/6358) möglich.

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